Good Bye, 2019!

Bevor schon die erste Januarhälfte um ist, setze ich mich nun endlich an meinen persönlichen Jahresrückblick.

Chronologisch: was mich bzw. uns dieses Jahr beschäftigt hat

Zu Beginn des Jahres 2019 steckten wir bis zum Hals in der dicken Krankheitswelle, die uns noch bis zum Ende Februar im Griff haben sollte. Gesundheitlich war der Winter 18/19 ein Desaster. Es ist also wahr geworden, was man so über das erste Kita-Jahr hört. Das Kind schleppte einen Infekt nach dem nächsten an und infizierte uns gleich mit.🤒

So flogen wir im Februar noch mit 2 Antibiotika im Gepäck für die soundsovielte Mittelohrentzündung meiner Frau nach Andalusien, wo wir sowohl die Küste wie auch das Landesinnere (Granada, Sierra de Grazalema usw) genossen. Der Urlaub im Süden tat uns sehr gut, auch wenn es zu der Jahreszeit keine sommerlichen Temperaturen dort gibt. Aber mehr Licht, Sonne, schöne Landschaft und Abwechslung vom Alltag. Für uns war es auch eine neue Erfahrung, mit Kleinkind in Hotels /Apartments zu reisen und alle paar Tage den Standort zu wechseln. Letztendlich hat das aber sehr gut geklappt und auch die teils weiten Strecken hat unser ehemaliges Autofeindkind vorbildlich mitgemacht. Auch gesundheitlich wurde es ab da ein wenig besser, obwohl mich dann noch im Mai die dritte Nasennebenhöhlenentzündung plagte und ich wegen einer unerklärlichen vorübergehenden Bradykardie und Wassereinlagerungen noch mal bei verschiedenen Ärzten landete.

Außerdem war die erste Jahreshälfte für mich von beruflichem Wechsel geprägt. Wieder Erwarten wurde mir nämlich kurz nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit im Spätherbst 2018 mitgeteilt, dass man meinen Vertrag nach Ende Februar 19 nicht verlängern würde, weil die Stelle keine weitere Finanzierung hätte. Das war für mich schon ein ziemlicher Schock, denn ich war immerhin 4 Jahre dort gewesen und hatte (wie alle meine Kolleg*innen) damit gerechnet, dass es auch nach dem Auslaufen des befristeten Vertrages weiter gehen würde. Ich wäre gerne dort geblieben, mir liegen solche Wechsel gar nicht und es war grundsätzlich auch echt eine gute Stelle, wenngleich es mit der Abteilungsleiterin zunehmend ätzender wurde.

Ich bewarb mich also neu und hatte nach unserer Rückkehr aus dem Andalusien-Urlaub Ende Februar zwei Vorstellungsgespräche – und beide Arbeitgeber wollten mich nehmen!😃 Ich entschied mich für die aus meiner Sicht attraktivere Stelle, die allerdings deutlich weitere Fahrtwege mit sich brachte. Da die neue Stelle erst im Juni begann, hatte ich drei Monate „frei“ (unter Bezug von ALG1).

In dieser Zeit begannen wir auch unseren Kinderwunsch wieder zu verfolgen, den wir nach der Fehlgeburt und der Krise drumherum auf Eis gelegt hatten. Wir planten mit unserer Klinik erstmals nun eine interrelationäre Eizellspende und der erste Versuch konnte im April stattfinden. Aus einer einzigen Eizelle von mir konnte meiner Frau ein Tag 3 Embryo transferiert werden, jedoch leider ohne zu einer Schwangerschaft zu führen.

Im Mai begann ich wieder den auf Eis gelegten Blog weiterzuführen und freute mich sehr, dass es doch noch viele der früheren Leser*innen gab. Auch wenn ich nicht so viel Bloggen kann wie ich gerne würde, bin ich happy, wieder zu schreiben.

Leider verzögerte das Prozedere der Klinik den nächsten Versuch, so dass dieser erst im Juli stattfinden konnte. Ich hatte mittlerweile meine neue Stelle angetreten, so dass es deutlich schwieriger für mich wurde, die Termine wahrzunehmen. Kurzfristiger Urlaub oder Gleittage gehen jetzt leider nicht mehr – das war bei meinem alten Job ein klarer Vorteil.

Der 2. Behandlungszyklus im Juli schleppte sich elend dahin und die nach 19 Stimulationstage gewonnen Eizelle konnte leider nicht befruchtet werden. Im August unterzog sich dann Cleo einer IVF, aus der eine Tag 4-Morula gewonnen werden konnte, die aktuell noch eingefroren lagert.

Im August konnten wir außerdem Linos zweiten Geburtstag feiern. Wir sind sooo stolz und glücklich, die Eltern dieses tollen Kindes zu sein. ❤️ Nicht zu vergessen: Wir haben nun auch eine richtige Geburtsurkunde, in der endlich auch ich als Mutter stehe, nachdem eine Blogleserin darauf hingewiesen hatte, dass „Elternteil2“ rechtlich nicht korrekt ist (danke, Anna!). Auch konnten wir mittlerweile unsere Lebenspartnerschaftsurkunde gegen eine Eheurkunde eintauschen.

Außerdem begannen wir im Sommer, zwei Regenbogenfamilien-Gruppen in der Umgebung zu besuchen, weil wir zunehmend den Bedarf hatten, uns auszutauschen. Seitdem sind wir dort regelmäßig – darüber werde ich demnächst noch mal ausführlicher berichten.

Im Oktober gab es dann schließlich den 3. Versuch der interrelationären Eizellspende, und wir konnten uns dieses Mal über die Befruchtung von 2 Eizellen (von 3) freuen. Leider brachte uns auch der 3-Tage-Transfer des einen Embryo kein positives Ergebnis, wir konnten aber noch auf den anderen kryokonservierten Embryo hoffen. Der Kryoversuch im November endete jedoch mit tiefer Enttäuschung, Trauer und Frustration: der Embryo schaffte es nicht sich nach dem Auftauprozess gut weiterzuentwickeln und starb ab. Besonders desaströs war jedoch das ganze Drumherum, was die Kommunikation (bzw. Nicht-Kommunikation) der Klinik betraf und uns echt zur Weißglut brachte.

Im Dezember führten wir ein klärendes Gespräch mit der ärztlichen Leitung, welches aber dann wirklich zu unserer Zufriedenheit verlief und die weiteren Perspektiven der Behandlung absteckte. Dazu bald mehr. Somit wird es auch in Kürze mit der nächsten Behandlung wieder weitergehen.

Zum Jahresende konnten wir das erste Mal ohne Erkrankung zu dritt Weihnachten und Silvester feiern. 🎉

Was hat uns noch im Jahr 2019 beschäftigt?

Natürlich verfolgen wir immer wieder die politische Situation – nicht nur in Deutschland, sondern auch (vor allem in Hinblick auf LGBTI*Rechte) international. Wie viele andere beobachten wir die rechten und rechtspopulistischen Entwicklungen mit großen Bauchschmerzen. Insbesondere bedrückt uns, dass selbst in EU-Nachbarländern wie Polen unverbrämte Hetze gegen Schwule, Lesben und Trans stattfindet.

Auf Trab hielten uns unsere Katzen, die seit dem Frühjahr unbegrenzten Freigang genießen (vorher eingezäunter Bereich im Garten). Leider prügelte sich insbesondere ein Kater so oft mit anderen Katzen der Nachbarschaft, dass wir Dauergast beim Tierarzt wurden. Fünf Antbiotikabehandlungen wegen eitrigen Kampfabzessen plus eine OP plus eine Zahnsanierung wegen abgebrochenem Eckzahn…wir sind sicherlich um die 1500 Euro für die ganzen Schadensbeseitigungen losgeworden. 😒

Beschäftigt haben mich außerdem zwei Todesfälle, ein privater und ein „öffentlicher“. Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, den ich schon 5 Jahre nicht mehr gesehen hatte, ist seiner langjährigen Erkrankung erlegen. Wir mochten uns sehr gerne und hatten es leider nicht geschafft, nach meinem Arbeitsplatzwechsel Kontakt zu halten. Er war ein sehr warmherziger und sympathischer Mensch, und außerdem für mich ein wichtiges Rollenmodell, denn zu der Zeit als ich meine Frau kennen lernte, war er der einzige Mensch in meiner näheren Umgebung, der vollkommen „out“ lebte und nie einen Hehl aus seiner Beziehung zu seinem Mann machte. Das war für mich von unschätzbarem Wert.

Der andere Todesfall, der mich bewegte, war der von Bloggerin Marie Sophie Hingst, deren Blog „Read on my dear, read on“ ich seit längerer Zeit wegen ihrer zarten poetischen Texten folgte. Ich habe sie als begabte Autorin empfunden, die einen stets zu berühren wusste. Nach der Aufdeckung einiger Widersprüche und Falschangaben hat sich die junge offenbar psychisch destabilisierte Frau das Leben genommen. Im Netz ist viel darüber geschrieben und debattiert worden…die einen zerrissen sie, die anderen waren schockiert…man findet hierzu noch genug. Ich will dazu gar nichts weiter schreiben, nur so viel: ich empfand ihren Tod als wirklich tragischen und werde ihre melancholische Lyrik auch weiterhin vermissen.

Wie viele andere Menschen haben wir uns zunehmend dieses Jahr viel mit dem Thema Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Konsumkritik befasst. So haben wir uns beim globalen Klimastreik im September mit Lino auf die Straße begeben und demonstriert. Vor allem aber auch darüber nachgedacht, was wir anders machen können. Ich fahre jetzt an zwei Tagen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit (zu meinem weitesten Standort, dadurch 160 km weniger pro Woche), Cleo fährt Lino öfters mal mit dem Rad zur Kita. Wir versuchen unseren Verpackungsmüll zu reduzieren, z.B. indem ich einmal pro Woche auf dem Wochenmarkt einkaufe und wir auf feste Seifen umgestiegen sind, was erstaunlich gut klappt (auch für die Haare, die bei mir viel besser geworden sind). Den Fleischkonsum versuchen wir zu reduzieren und wenn möglich beim Bio-Metzger zu kaufen. Es sind nur Kleinigkeiten, aber gar nichts zu tun irgendwie auch keine Option. Da passt der Spruch von Hans Haber: Dass einer anfängt aufzuhören, ist die letzte Intelligenzprüfung der Menschheit.“ So wahr.

2019 in Zahlen:

Friseurbesuche: 5 (alle für meine Frau, keiner für mich). Meine Haare hat mir wieder meine Frau geschnitten, und die von Lino ebenfalls.

Restaurantbesuche: ca. 3 mal zum All You Can Eat in unserem Sushi-Restaurant.

Gekaufte Kleidungsstücke: natürlich etliche Sachen für Lino, vor allem Second Hand und von Cleo Genähtes. Neu gekauft haben wir kaum etwas, haben uns (und ihm) aber ein paar gute Merino-Shirts und eine Wollfleecejacke von Hess Natur gegönnt, die er jetzt auch im Prinzip durchgängig trägt. Für uns selber gab es eher Kleinigkeiten wie neue Socken und Unterwäsche. Meine Frau hat ihre seit Jahren geliebten Seibel-Schuhe wegen durchgebrochener Sohlen durch den Kauf genau der selben ersetzt. Ansonsten gab es für Cleo zu Weihnachten jede Menge Stoff – Wollwalk und jede Menge Merino – so dass wir alle drei bald ein paar neue Sachen bekommen werden.

Kinobesuche: 0. Kino ist einfach nicht unser Ding.

Reisen: 12 Tage Andalusien,  4 mal je 3-4 Tage NL (davon zwei Mal im Zusammenhang mit der Kinderwunschbehandlung)

Klinikbesuche: Wenn ich richtig gezählt habe, waren es 27, von denen wir die meisten gemeinsam wahrnehmen konnten

Tests: geschätzte 100 Ovulationstests zum Zyklusmonitoren und ca. 10 Schwangerschaftsstests, 2 negative Bluttests

Blogbeiträge: 39 (seit ich im Mai wieder angefangen hatte zu bloggen)

Neue Erfahrungen:

Eine Punktion erleben. Mit dem Kind in den Zirkus gehen (es war super!). Eine Regenbogengruppe besuchen. Die Alhambra sehen. Eine Verfahrensandrohung bekommen (hatte die Autos noch nicht umgemeldet). Von unserem Kind zu hören „Mami, ich liebe dich!“  und viele andere erste Male im Zusammenhang mit Lino.

Was dieses Jahr zu kurz kam:

Unbeschwertheit. Reisen. der Garten (wieder mal…), und positive soziale Kontakte. Bewegung, Schlaf, Erholung, Zeit für sich.

Was dieses Jahr zu viel war:

Fahrten nach NL. Nächte, in denen unsere Nachbarn zu laut waren.

Wünsche und Ziele fürs nächste Jahr:

  • Am meisten wünschen wir uns, dass es mit dem zweiten Kind endlich klappt!
  • Die Zeit mit unserem Sohn bewusst genießen
  • Mehr Bewegung (ich war das erste Mal seit über 3 Jahren joggen…aua!)
  • Mehr Unternehmungen
  • Treffen mit Leuten terminieren, damit es auch wirklich klappt!
  • Den Garten gestalten
  • Überflüssiges Zeug loswerden
  • Den Dachboden aufräumen (mein Endgegner)
  • Schön wäre auch, wenn wir uns ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen könnten. Leider kennen wir uns nicht wirklich aus, aber da wir nicht mehr so viel fliegen wollen und andererseits zelten auch nicht immer geht, wäre das einfach perfekt für uns.

Was ich euch wünsche:

Allen, die mit emotionalen, zwischenmenschlichen, finanziellen oder sonstigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wünsche ich viel Mut, liebevolle Unterstützung und eine gute Portion Leichtigkeit, um mit allem weiterzukommen, was euch wichtig ist.

Ich wünsche allen, die sich über ein lang ersehntes Krümelchen im Bauch freuen durften, eine komplikationslose Schwangerschaft und Geburt.

Allen, die sich von ihrem Krümelchen vorzeitig verabschieden mussten, wünsche ich viel Kraft und Mut für einen Neustart.

Allen, die auf ihr Glück noch warten, wünsche ich für 2020 einen fetten zweiten Strich auf ihrem Test.

Allen Familien mit und ohne Kindern wünsche ich ein friedliches liebevolles neues Jahr!

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3 Gedanken zu “Good Bye, 2019!

  1. „Wir haben nun auch eine richtige Geburtsurkunde, in der endlich auch ich als Mutter stehe, nachdem eine Blogleserin darauf hingewiesen hatte, dass „Elternteil2“ rechtlich nicht korrekt ist (danke, Anna!).“

    Gern geschehen! 🙂

    „Allen, die sich von ihrem Krümelchen vorzeitig verabschieden mussten, wünsche ich viel Kraft und Mut für einen Neustart.“

    Das war sogar unser Embryoname, verloren durch eine MA (I feel you!), danach zweimal sofort wieder schwanger geworden, aber nur für zwei Wochen. 2019 war für uns wie für euch ein doofes Jahr. Zum Glück haben wir schon Kinder, die ein Trost sind.

    „Allen Familien mit und ohne Kindern wünsche ich ein friedliches liebevolles neues Jahr!“

    Gleichfalls! 🙂

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